#13 Patty Moon

Judith Heusch ist Patty Moon

Judith Heusch ist Pat­ty Moon

Großes Song­writ­ing, zer­brech­lich­er Pop. Erin­nert die einen an ver­di­ente britis­che Exen­trik­er wie Nick Drake und Kate Bush, andere an Björk oder die frühe Tori Amos, wieder andere an Cohen und Waits. Wie auch immer, seit Ele­ment of Crime war keine Musik so rät­sel­haft schön wie die von Pat­ty Moon. Diskret roman­tisch, ohne Pathos, ohne Dra­men, Indie-Pop ohne Bom­bast. Pat­ty Moon sind Judith Heusch (Gesang, Klavier) und Tobias Schwab (alle Sait­en, alle Tas­ten, dazu etwas Per­cus­sion und ein biss­chen Elek­tron­ik). Seit mehr als zwölf Jahren spie­len sie zusam­men, und wenn man auch nie sagen sollte, dass irgend­was, das Men­schen tun, “organ­isch gewach­sen” sei, auf ihre Musik passt es doch:

Ich bin mit­ten im Wald groß gewor­den, das hat mich ziem­lich bespukt, glaube ich, der Wald. Das Düstere, die Füchse, Kauze, die Gerüche, alles.

Nur dass Pat­ty Moon daraus keinen Naturk­itsch back­en und tun, als wür­den sie mit dem Waldgeist dinieren. Ihre Kri­tik­er schreiben zwar Elfen im Dutzend her­bei, die sie in der Musik tanzen hören, und beim STERN nen­nen sie so was dann “traumver­loren”. Aber was soll das sein, “traumver­loren”, diese Lieder irren ein­fach nicht wie Gre­tel durch den Wald.  Das Trau­rige in ihnen hat einen anderen Grund:

Mir ist das Leben viel zu groß, zu schön und zu schmerzhaft gle­ichzeit­ig, ich wäre oft lieber nicht da. Und kön­nte ander­er­seits für manche Gerüche wie den Früh­nebel draußen ster­ben vor Glück.

Es gibt Melo­di­en, die das aus­drück­en kön­nen, das zu schöne Leben, das zu schmerzhaft ist. Die Trau­rigkeit, die da ist, weil man so dankbar ist. Man muss, um diesen Daseins-Ton zu find­en, nicht in den Wald gehen, es gibt ihn auch in der Stadt, man muss nur die Arme aus­bre­it­en und hören und ver­spielt genug sein, um all den Schreck­en zu ban­nen, der hin­ter Bäu­men wie an Straße­neck­en lauert.

Und Pat­ty Moon schreck­en selb­st vor der Melodi­ka nicht zurück, diesem gnaden­losen Anti-Instru­ment, das den bösen Gestal­ten in ihren Songs, den “Flap­ping Mon­sters” und “Your Mur­der­er”, noch jeden Hals umdreht.

Ver­spielte Magie”

hat das jemand genan­nt, und das trifft es gut. Ende mit Feen-Gedöhns.

Ankun­ft in der Märchen­welt des Films. Pat­ty Moon haben jet­zt für Geis­sendör­fers In der Welt habt ihr Angst drei Titel geschrieben, einen weit­eren für Mein bester Fre­und (mit Moritz Bleib­treu) und dazu ein Inter­mez­zo in der Lin­den­straße gegeben: Von Folge 1321 bis 1333 hat Judith Heusch hier als Kit­ty König mit­ge­spielt, ein paar Songs gesun­gen und Vater Beimer ihm seinen Sohn und­soweit­er. Was zu der Frage führt, ob …

… Pat­ty Moon tat­säch­lich ein­mal mehrheits­fähig wer­den kön­nte in einem Land, in dem man guten Pop mit einem dick­en Ste­fan Raab ver­wech­selt und mit bein­hart guter Laune.

Wahrschein­lich nicht. Dazu fehlt ihnen ein­fach die Wein­er­lichkeit, sie ist das Pen­dant zu Lenas Love-o-Love-Laune. Pop ist eine ern­ste Sache, son­st kön­nte er nicht glück­lich machen.

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