Kein Flughafen, keine Girls, die Mitglieder von Girls in Airports heißen Martin, Lars, Mathias, Victor und Mads, kommen aus Kopenhagen und nutzen, wenn sie auf Flugreise gehen, ihre Musik. Die Besatzung des Fliegers irritiert zunächst: zwei Saxophone, zwei Drums, eine Wurlitzer-Orgel, ob das abhebt? Der Flug beginnt …… die Saxophone tänzeln auf einem Rhythmus-Geflecht dahin, das schiebt sich zu einem dichten Wolkenmeer zusammen, ein altes Keyboard mäandert hindurch, das Ganze baut sich nach und nach zu einem Körper auf … und dann! schwingt sie sich ekstatisch auf, die Musik, und stößt in ungehörte Weiten vor und zerstäubt sich selber im Spiralnebel, so ungefähr.
Voll dänisch. Schräg. Handgemacht. Das Video zum Song “Aeiki” von der aktuelllen Girls in Airports-CD etwa switcht zwischen der Dogma-Ästhetik eines Lars von Trier und den epischen Bildern, die Stanley Kubrick für sein monumentales 2001: A Space Odyssey erschaffen hat. Ähnlich pendeln die Fünf zwischen händisch-direktem Experiment und sphärischen Klängen konsequent hin und her. Im Universum von urban urtyp bewegen sie sich im Sternzeichen von Portico und Hidden Orchestra, die Einflüsse skandinavischer Sternensysteme lassen sich dabei nicht überhören: Nicht erst seit ORKA und Johanna Borchert sind Musiker, die Verbindungen in den hohen Norden pflegen, in der Christuskirche Bochum gern gesehen und gehört.
Mit ihren zwei Schlagwerkern hat das Ganze was von Ritualmusik, es hat etwas — der Wurlitzersound! — von Vormoderne, es hat etwas — zwei Saxophone — von Psychodelic, und die Summe von allem ist wunderbarer Indie-Jazz, vollkommen gegenwärtig. Von dieser Gegenwart hat die ZEIT kürzlich mit diesen Worten geschwärmt:
„Es klingt wie Jazz ohne Jazz, Weltmusik ohne Weltmusik, Indie-Pop ohne Indie-Pop.“
Das ist gut formuliert: Schluss mit dem Genre-Dünkel, Schluss mit der identitären Musik, Schluss damit, dass immer nur Gleiche mit Gleichen spielen und Ungleiche mit Ungleichen. Keine Airports, keine Girls, Girls in Airports ist eine Band begnadeter Jungs.
Wie Portico Quartet auf dänisch.
» 04. Dezember
» wie immer sonntags, wie immer 19 Uhr, wie immer nur 10 Euro
» Tickets unter ticket@urbanurtyp.de oder auf www.christuskirche-bochum.de