Conic Rose #89


 
son­ntag 19.11. / 19 h // Sie sind zu viert, das ste­ht fest, aber was sie machen? Es ist Indie, es ist Pop, ist Ambi­ent und Elec­tron­i­ca und jazz­ig und dabei immer das, was in betweeen heißt und wenig sagt. Beschreiben wir es also anders: 2 der 4 kom­men aus der Band von Clue­so, der höch­ste Töne anstimmt auf sie, die ihm, wie Clue­so sagt, „char­mant das Ram­p­en­licht entreißen, ohne dass man danach hun­derte Noten von der Bühne fegen muss“. Wenn Con­ic Rose spie­len  —  akustis­che und E‑Gitarre, Tas­ten, Bass, Drums und darüber die Trompete  —  zeigen sie eben nie auf sich sel­ber, son­dern auf das, was nie­mand sieht und alle hören. Ob das Berlin sei? „Hyp­no­tis­che Stadt­nacht­fahrten“ und „licht­durch­flutete Sehn­sucht­sorte“, so ein biss­chen Baby­lon Berlin, die Roar­ing 20s plus M29, weil in Berlin doch selb­st Nacht­buslin­ien heißen wie ein Maschi­nengewehr? Die Musik von Con­ic Rose spiele in einem „Nie­mand­s­land zwis­chen Traum und Wirk­lichkeit“, heißt es über sie, zwis­chen „All­t­ag und Flucht“.

Nein.

Mit Berlin, wo Wörter wie Nie­mand­s­land und Flucht ein tödlich­es The­ma waren jahrzehn­te­lang, hat diese Musik wenig zu tun. Wenn es eine Stadt gibt, die sich in ihr erken­nen lässt, dann Man­ches­ter. Wo GoGo Pen­guin herkom­men und Mam­mal Hands und ein Sound, der  —  filmisch geschult  —  nicht auf Retro macht oder M29, son­dern unbeauf­sichtigt bleibt. Nicht wehlei­dig, son­dern selb­st­be­wusst. Der Sound von Con­ic Rose lebt nicht davon, das ihm alle um den Hals fall­en, er hält auf Abstand ger­ade dann, wenn er sich einen Schuss Sehn­sucht set­zt.

Was die 4 ganz wun­der­bar kön­nen, sich ein­fühlen in Har­monien, das Ein­ver­ständ­nis for­mulieren mit ein­er Welt, die sich als Park­land­schaft ent­fal­tet, und schon brechen sie beiläu­fig aus. Nie so brachial wie GoGo Pen­guin es tun, umso irri­tieren­der. Immer dieser Riss im Wohlbefind­en, die Störg­eräusche im Gewo­ge­nen, nie kann man sich sich­er sein, ist das, was sie als Panora­ma entwer­fen, noch Park oder schon Parkkralle, schon Man­ches­ter oder Mönchenglad­bach?

Wo Kon­stan­tin Döben aufgewach­sen ist, der Mann, dessen Flügel­horn die Stim­mung vorgibt im Man­ches­ter-Sound von Con­ic Rose, studiert hat er an der Folk­wang Essen. Keine Sehn­sucht­sorte, wenig hyp­no­tisch, allen­falls auf ver­schlossene Weise ver­spielt, unterkühlt spir­ituell. Hört man das durchs Blech sein­er Trompete? Es ist ein „nach­den­klich­er, sin­istr­er Ton“, wie Wolf Kamp­mann schreibt, er ist heis­er, dieser Ton, als hätte er sich beim Rufen erschöpft, kein Sig­nal mehr hin­aus in eine hippe Welt, in der sich alle umar­men, dieser Sound ist nur sich selb­st erzählt, ein­sam wie in Mönchenglad­bach. Oder Man­ches­ter, Haupt­sache Ital­ien. 

Und es führt noch weit­er weg von Berlin nach Ham­burg, wo Johannes Arzberg­er herkommt, der die  Key­boards spielt für Con­ic Rose und eben­so für Clue­so, auch Sil­van Strauss, der Drum­mer, ist Ham­burg-based, die Bassistin Franziska Aller stammt aus dem West­er­wald und Bertram Burk­ert, der Gitar­rist, aus dem thüringis­chen Weimar … Wie klingt Con­ic Rose?

Wie impro­visiert. Und das ist höch­st­möglich­es Kom­pli­ment, „wie eine Rock­band sitzen wir zusam­men im Stu­dio, irgend­je­mand nimmt etwas auf, die anderen geben ihren Senf dazu, und plöt­zlich wird etwas daraus“, sagt Kon­stan­tin Döben, „irgend­wann wächst es zu einem Gesamt­sound.“

 

Con­ic Rose
urban urtyp #89
Son­ntag 19.11. 23 | 19 Uhr
Ein­lass 18:30 Uhr

Tick­ets zum urban urtyp-Preis von 10 € gibt es hier

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Wem was an der Zäh­lung auf­fällt: Con­ic Rose waren erst uu #87, dann haben wir Fabi­an Simon als #87 vor Con­ic Rose set­zen kön­nen, und die Doppel‑8 will hier kein­er nie wieder haben, also sind sie jet­zt #89. Eine echte Berlin­er Zahl.