#14 Review

Downliners Sekt bei der Arbeit - Foto: Ayla Wessel | Kulturagentüer

Foto: Ayla Wes­sel | Kul­tur­a­gen­tüer

Tom The­len | Der in erhaben­er Ruhe pulsierende Rhyt­mus des Dub war schon immer ein Fix­punkt im mäan­dern­den Klangkos­mos elek­tro­n­is­ch­er Musik. Das durften gut 100 Gäste beim Konz­ert des Duos “Down­lin­ers Sekt” erleben.

Die vor über zwanzig Jahren unter dem Ober­be­griff Tech­no ent­standene Musik kann auch auf eine Achse Kingston-Berlin zurück geführt wer­den. Was jamaikanis­che Pro­duzen­ten wie King Tub­by vor vie­len Jahren in Vinyl ritzten  —  tiefe, repet­i­tive Bass­läufe  —  wurde zur Blau­pause dessen, was ein, zwei Gen­er­a­tio­nen später weiße Großstädter ihren dig­i­tal­en Instru­menten ent­lock­ten. Und am Ende ein­er Genealo­gie, die in den Stu­dios Kingstons begann, in Berlin­er Tech­n­o­clubs und Lon­don­er Dance­hall-Schup­pen weit­erg­ing, ste­ht derzeit, neben vie­len anderen, ein Act wie Down­lin­ers Sekt.

Das Duo erfüllte in der Chris­tuskirche zunächst alle Klis­chees. Zwei Musik­er, die unglam­ourös­er kaum auftreten kön­nten, ste­hen hin­ter ihren Apfel-Lap­tops und star­ren inten­siv hinein. Erst ein­mal erklin­gen zwei Down­beat-Gassen­hauer, die Besuch­er, die größ­ten­teils auf Sitzkissen im von Marie Träger ent­wor­fe­nen Plas­tikkubus lüm­meln, fan­gen an sich zu unter­hal­ten. Dann begin­nt aber doch noch so etwas wie ein Konz­ert.

Down­lin­ers Sekt spie­len ihre Tracks vor, schrauben mit großer Geste an Effek­t­geräten, tanzen unge­lenk vor ihrem Maschi­nen­park. Die Show ist ein­deutig die Musik, nicht die Musik­er. Auf einem mächti­gen Bass­gerüst, das langsam her­an­wächst, wer­den dutzende Soundebe­nen aufgetürmt, zum dunkel-dräuend, sel­tener ver­spielt-melodiös, immer über­raschend und inter­es­sant. Zuhör- und Kopfnick­musik zwis­chen Sci-Fi-Sound­track und Hip-Hop-Block­par­ty für Fort­geschrit­tene.

Das passt in sein­er Erhaben­heit wun­der­bar in die Kirche, in sein­er Attitüde aber auch gänzend zur Rei­he urbaner Sounden­twürfe. 2012-01-02 TomThe­len waz bo

Fotos von Sebas­t­ian Franke