Tom Thelen | Der in erhabener Ruhe pulsierende Rhytmus des Dub war schon immer ein Fixpunkt im mäandernden Klangkosmos elektronischer Musik. Das durften gut 100 Gäste beim Konzert des Duos “Downliners Sekt” erleben.
Die vor über zwanzig Jahren unter dem Oberbegriff Techno entstandene Musik kann auch auf eine Achse Kingston-Berlin zurück geführt werden. Was jamaikanische Produzenten wie King Tubby vor vielen Jahren in Vinyl ritzten — tiefe, repetitive Bassläufe — wurde zur Blaupause dessen, was ein, zwei Generationen später weiße Großstädter ihren digitalen Instrumenten entlockten. Und am Ende einer Genealogie, die in den Studios Kingstons begann, in Berliner Technoclubs und Londoner Dancehall-Schuppen weiterging, steht derzeit, neben vielen anderen, ein Act wie Downliners Sekt.
Das Duo erfüllte in der Christuskirche zunächst alle Klischees. Zwei Musiker, die unglamouröser kaum auftreten könnten, stehen hinter ihren Apfel-Laptops und starren intensiv hinein. Erst einmal erklingen zwei Downbeat-Gassenhauer, die Besucher, die größtenteils auf Sitzkissen im von Marie Träger entworfenen Plastikkubus lümmeln, fangen an sich zu unterhalten. Dann beginnt aber doch noch so etwas wie ein Konzert.
Downliners Sekt spielen ihre Tracks vor, schrauben mit großer Geste an Effektgeräten, tanzen ungelenk vor ihrem Maschinenpark. Die Show ist eindeutig die Musik, nicht die Musiker. Auf einem mächtigen Bassgerüst, das langsam heranwächst, werden dutzende Soundebenen aufgetürmt, zum dunkel-dräuend, seltener verspielt-melodiös, immer überraschend und interessant. Zuhör- und Kopfnickmusik zwischen Sci-Fi-Soundtrack und Hip-Hop-Blockparty für Fortgeschrittene.
Das passt in seiner Erhabenheit wunderbar in die Kirche, in seiner Attitüde aber auch gänzend zur Reihe urbaner Soundentwürfe. 2012-01-02 TomThelen waz bo
Fotos von Sebastian Franke