#61 Julia Hülsmann

Julia Hüls­mann by Volk­er Beushausen

Grand Female Piano. Radikal, weil unaufgeregt, imponierend, weil ohne Gehabe, lyrisch, weil ohne Allüre. Jed­er Ton hat seinen Sinn, was unnötig ist, bleibt unge­spielt, sie beweist, dass sie keinem nichts beweisen muss. Andächtig unangestrengt, ein­nehmend melodiös, beiläu­fig vir­tu­os. Lässt sich das noch anders sagen? „Lyrik­erin des Jazz“, hat eine große Wochen­zeitung sie genan­nt, Jaz­zpodi­um hat es ähn­lich gehört

und so beschrieben:

Der Pianistin Julia Hüls­mann gelingt das Kun­st­stück, das Schöne und Schlichte mit dem Sinn für Klang­far­ben und Nuan­cen intel­li­gent zu vere­inen. Nicht um verblüf­fende Tech­nik und Schnel­ligkeit ist ihr zu tun, sie überzeugt durch klangschö­nen Aus­druck und sub­tile Dif­feren­zen. Selb­st in stärk­er groove­be­ton­ten Titeln fühlt man sich eher an entspan­ntes Schweben als an boden­ständi­ge Bewe­gung erin­nert.“

Peter Rüe­di hat ihr Spiel so gehört:

Julia Hüls­mann ist als Pianistin und Kom­pon­istin eine Lyrik­erin. Sie sucht die knappe Form mit langem Nach­hall, nicht die große erzäh­lerische Geste. Dabei scheut sie jede Art von Tiefen­schwindel. Vor Pop­songs schreckt sie keineswegs zurück […] Er klingt wie von ihr erfun­den – und ihre Orig­i­nale klin­gen wie Stan­dards. […] Atem, Raum, Sparsamkeit sind über­haupt Stich­worte für ihre Musik. […] Hüls­mann lässt sich von Gefühlen nicht um den Ver­stand brin­gen, aber sie lässt sie zu, sozusagen als Kor­rek­tiv ihres Hangs zum trans­par­enten Kon­struk­tivis­mus. Gefüh­le, zuweilen auch melan­cholisch einge­dunkelte. Nicht: Sen­ti­men­tal­itäten.“

Auch deshalb ist sie: eine geniale Part­ner­in, ihr Trio  —  sie mit Marc Muell­bauer und Hein­rich Köb­ber­ling  —  ist phänom­e­nal, und das liegt daran, dass sie eine Kun­st beherrscht, die ger­ade am Piano äußerst sel­ten gepflegt wird  —   die Kun­st, andere nach vorn zu spie­len. Sie war vor ein paar Jahren mit Celine Rudolph zusam­men in der Chris­tuskirche, das Piano war, eben weil es sich nie aufge­drängt hat, präsent wie nie zuvor. Und nie danach, Julias Art zu spie­len blieb hier, als sie sel­ber schon wieder zuhause war in Berlin.

Wo sie studiert hat, dann ging sie für einige Zeit nach New York und stieß dort eher zufäl­lig auf die Stimme von Rebek­ka Bakken: „Nach zwei Minuten bin ich fast umgekippt.“ Sie schreibt Songs für diese Stimme, hat eine Vorstel­lung davon, in welche Welt hinein sich diese Stimme ent­fal­ten möge, hat aber keine Texte und sucht. Und sucht. Und stößt auf die Gedichte von E.E. Cum­mings, Rebek­ka Bakken ist begeis­tert, „Scat­ter­ing Poems“ entste­ht, ein inzwis­chen leg­endäres Album und für Rebek­ka Bakken ein Meilen­sprung in ihrer eige­nen Entwick­lung.

2003 war das und ist nur eine Geschichte von vie­len, die erzählen, in welch­er Liga Julia Hüls­mann spielt. Es ist ihre eigene, es gibt keinen Lig­a­be­trieb, Julia Hüls­mann spielt solo.


JULIA HÜLSMANN | urban urtyp #61

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