#16 Einar Stray // Me And My Drummer

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einar stray

Pop ist eine Hal­tung.” Hat Michael Woll­ny gesagt, urban urtyp #15. Woll­ny kommt vom Jazz, und er, der große Impro­visa­teur, der ein sagen­haftes Bochum-Konz­ert gespielt hat bei uns, der Jazzer sagt, für ihn ste­he der Pop für “Kom­pro­miss­losigkeit”. Für diesen “unbe­d­ingten Willen, eine eigene Musik zu kreieren”. Wenn “jede Note so gemeint” ist, wie man sie spielt. Wenn man Einar Stray hört, den 21jährigen aus Oslo, hört man sofort, was Woll­ny meint: Kein Ton gibt vor, was anderes zu sein als eben dieser Ton. Pop ist eine Hal­tung, ein Ton, der die Musik macht. Es gibt ein Video, da sitzen Stray & Friends in ein­er Art Ferien­woh­nung rum, Ikea-Küche im Hin­ter­grund, eine Topf­pflanze, ein blau gestrich­en­er Stuhl, da sitzen sie und spie­len sich in diese Wirk­lichkeit hinein:

We’re com­ing home
we’re grow­ing strong
we’re com­ing home again
all though this lit­tle won­der.

Lars Frem­mer­lid, der Drum­mer, klöp­pelt seinen nach­den­klichen Rhyth­mus aufs Sofakissen, die Geige von Han­na Furuseth weint Perlen, das Cel­lo von Ofe­lia Østrem Ossum und dazu der Bass von Simen Aasen wiegen ins Memen­to ein, und Einar Stray sitzt ver­sunken vor sein­er Hand­voll Tas­ten:

And all of you
destroyed with noth­ing but a stone or two
lay down your sword this boy turned gold from blue
before the men take off your crown, be true
the arrows float over us.

Das hat Größe, es hat Würde. Es hat das, was Peter Gabriels Here Comes The Flood hat­te, darin die Zeile:

Don’t be afraid to cry at what you see
The actors gone, there’s only you and me.

Ende von Ironie, Ende von Als-ob, sie sitzen da und spie­len. Allen ihren Nor­weger-Pullovern zum Trotz sind sie bloß da. Nicht ent­blößt, nur bloß da. Ihre Musik ist üppig, sie ist episch, es wird reich­lich aufge­tra­gen vom Geschirr, das im Ikea-Schrank gestapelt ist. Und trotz­dem ist das Viele nicht viel, nir­gends nervt eines dieser dum­men Pop-Acces­soires, kein keck­er Blick, keine elegis­che Bewe­gung, kein geziertes Solo. Pop ist pom­pös, aber kein Tri­umph, sie sin­gen sich sel­ber zu:

So hear the chil­dren play
the same old song
the same old plan
and hear the old folks pray
because then you’ll under­stand that.

Sehr ernst und sehr sehr schön. Sie meinen, was sie spie­len. Wer jet­zt nicht 21 wird, wird es nie wieder wer­den:

The sun will shine
the rain will fall
the sun will shine again
all through this lit­tle won­der.

» Dopp­pelkonz­ert mit Me And My Drum­mer
» 19. Feb­ru­ar — wie immer son­ntags, wie immer 19 Uhr, wie immer nur 10 Euro
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