“WUNDERVOLLE AUSGABE VON URBAN URTYP” — Max Florian Kühlem hat für die RN berichtet, Michael Schwettmann hat Fotos gemacht: “MITTE. Es ist kein Geheimnis, dass Bochum zwar offiziell eine Großstadt ist, sich manchmal aber nicht so anfühlt. Bei der Konzertreihe urban urtyp ist das anders. Gut 350 Besucher fluteten am Sonntag die Christuskirche, um den umwerfenden Sound zweier blutjunger Bands in ungewöhnlichern Besetzungen zu entdecken. Me And My Drummer heißt die erste Formation, die den wundervoll illuminierten Kubus betritt. Obwohl die Zuschauer alle Bänke im weiten Kirchenraum besetzen, schaffen der Raum im Raum und der Sound gleich eine besondere, urbane und trotzdem intime Atmosphäre. Nur Keyboard, Stimme und Schlagzeug treffen hier aufeinander. Die Stimme der aus Dortmund stammenden Charlotte Brandi hat es allerdings in sich: Sie erinnert ma an Feist, mal an Cat Power. Sie hat mädchenhafte Leichtigkeit und erdigen Soul, könnte es locker mit dem aktuellen Popsternchen Lana De Ley aufnehmen.
Intelligent sind die Songstrukturen und aufregend die Klangkonstrukte aus Synthesizern, Klavier und dem irren Schlagzeugspiel des 21-jährigen Matze Pröllochs. Erst im Mai wird das Debütalbum von me And My Drummer erscheinen.
Der zweite Teil des Abends gehörte dem ebenfalls erst anfang-20-jährigen Norweger Einar Stray, dessen Debütalbum “Chiaroscuro” ganz frisch erschienen ist. Solche Wellen haben dessen Veröffentlichung und die wunderbare “Your Heart Isn’t A Heart” geschlagen, dass der Vorverkauf bei Urban Urtyp so gut lief wie nie. Einar Stray und Band werden den Vorschusslorbeeren allerdings gerecht. Mit zwei Streichern, Klavier, Schlagzeug, Gitarre ubnd Bass füllen sie den Kichenraum mit einem Sound zwischen melancholischem Indie-Pop, Post-Rock und Klassik-Anklängen. Erkennbar reiht sich Stray damit ein in die Riege skandinavischer Musiker wie Sigur Rós oder Ólafur Arnalds, findet jedoch wegen der Verspieltheit der Kompositionen und der überwältigenden Harmonie-Gesänge zu einer eigenen Stimme.
Auch nach zwei Zugaben will im Saal niemand nach Hause gehen. Höchstens die Kleinstädter.
Und hier noch, weil so schön, ein anderer Nachbericht aus der großen Stadt: HeimatPOTTential
Die Fotos von Michael Schwettmann