#19 Julian & Roman Wasserfuhr Quartett

Wasserfuhr by Marc Dietenmeier

Wasser­fuhr by Marc Dieten­meier

Hück­eswa­gen liegt draußen im Land nicht weit von Rem­scheid ent­fer­nt [“du stehst auf der Roll­bahn und du weißt, Rem­scheid ist nicht weit”, wer war das noch mal?]. Der Ort hat 132 Ortschaften und ein paar Ein­wohn­er mehr, die Ortschaften heißen Braßha­gen, Mais­dörpe oder Nieder­hagelsiepen und die Ein­wohn­er Julian, Roman und Wasser­fuhr.

Und das ist das ganze Rät­sel: Was die Wasser­fuhrs aus Hück­eswa­gen machen, klingt so urban wie nur eine Stadt. Das Phänomen hat­ten wir vor einem Jahr schon mal als ORKA hier waren mit ihrem Indus­tri­al­sound von den Färöer. Jet­zt also die Gebrüder Wasser­fuhr, und während bei­de weit unter 30 sind, staunt die Kri­tik über “die Abgek­lärtheit ihrer Musik”, ihr “wun­der­volles Under­state­ment”, den “Verzicht auf alles Über­flüs­sige”. Eben das, sagt Matthias Brandt, der Schaus­piel­er, der ja nun einige Erfahrung hat, das eben “muss man sich trauen”. Es sei in jed­er Kun­st “das Schwierig­ste über­haupt”, und was die Wasser­fuhrs macht­en, sei “das Gegen­teil von Ange­ber-Jazz”.

Ihr “Eng­lish­man In New York” etwa, dieser eh schon große Song von Sting: Mit ihrer Ver­sion hät­ten ihn die Gebrüder Wasser­fuhr “in den Olymp gehievt”, schrieb SUITE 101.  Wobei ihre Art, einen Song zu “hieven”, so leicht daherkommt, als sei das Leichte wirk­lich leicht und nicht das Schw­er­ste. Der Song hier zum Hören [5,2 MB]. Sie sel­ber erk­lären das so:

Wichtig ist, dass wir uns nicht in spiel­tech­nis­ch­er Akro­batik ver­lieren.

Sie ver­trauen ein­fach ihren Melo­di­en, die keine Schnörkel suchen, sie ver­trauen dem weichen Ton, der keine Eska­paden braucht, und sie ver­trauen den Emo­tio­nen, die sich  —  das Wort nutzen Kri­tik­er immer wieder   —  “ungekün­stelt” daraus entwick­eln. Weniger fre­undliche Bemerkun­gen gäbe es, das erzählen die Brüder so neben­her, nur von der “Jazz-Polizei”. Das ist die Abtlg., die dazu da ist, den “elitären Jazz” zu bewachen, damit er ihr nicht ins Pub­likum wegläuft:

Wir beschäfti­gen uns mit Reduk­tion. Melodik ohne spon­tane Abschwei­fung, die Ver­mei­dung von Kom­plex­ität, keine ver­track­ten rhyth­mis­chen Muster, son­dern ein­fache Songs mit Inten­sität.

Das ist das Pro­gramm, mit dem sind die Wasser­fuhrs in die Liga aufgestiegen, in der sie heute spie­len: Ihre CD “Upgrat­ed in Gothen­burg” hat Nils Land­gren pro­duziert und Ida Sand besun­gen, auf “Grav­i­ty”, der aktuellen CD, spielt Lars Daniels­son den Bass und Wolf­gang Haffn­er trom­melt, alle sind sie Europas erste Güte, alle spie­len sie bei ACT.

Nach Bochum brin­gen Roman und Julian Wasser­fuhr jet­zt ihr eigenes Quar­tett mit, am Bass übri­gens Ben­jamin Gar­cia, der schon zu Beginn der Spielzeit als urban urtyp #11 bei uns gewe­sen ist.

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