Schlechte Nachricht vorweg: Jan Roth liegt krank im Bett, keine Chance. Halbwegs gute Nachricht: Vielleicht klappt das ein andern Mal mit urban Jan. Die gute Nachricht: Natürlich machen wir heute auf! Wie immer sonntags, wie immer 19 Uhr, aber … keine Kasse. Wer kommt, kommt rein, drinnen stehen die DJs Oli, Martin und Chris an urban urtyp Tellern und nette Leute am urban urtyp Tresen, die können — ein Phänomen — über Musik reden, ohne zu langweilen, und das alles in einem garantiert karnevalsfreien Sektor.
Hier die Ankündigung, die hinfällig ist:
Ein Schlagzeuger am Klavier, dem Instrument, das auch erst reagiert, wenn es angeschlagen wird, wenn auch etwas melodischer: Jan Roth trommelt bei den HUNDREDS, auch bei MAX PROSA spielt er wohl mal mit und bei CLUESO und krautet auch sonst in allen möglichen Postrock-Bands. Zwischendurch sitzt er am Klavier, zwei drei Freunde um sich herum und ein paar elektronische Kleinteile, Ergebnis: ein poetischer Chillout, angenehm eigen, liebevoll verstolpert. Wenn man alles vergisst, was je als romantisch galt, dann ist diese Musik romantisch.
Roth zählt zu der Szene des Zughafen Erfurt, des freien Netzwerks von Künstlern und StartUps, die sich gegen die Ost-Tristesse behauptet haben — was, nebenbei gesagt, vor die Frage stellt, warum solche Projekte nicht auch in der West-Tristesse des Ruhrgebiets entstehen: Ob man Eigeninitiative an einer Popakademie lernen kann? Roth jedenfalls, wenn gerade nichts anderes zu tun ist, setzt sich ans Klavier, seiner ersten Liebe, sein erstes Album heißt “L.O.W.”, er erzählt
kleine Geschichten, besser, er skizziert Augenblicke, die er auf seinen poetischen Gehalt hin untersucht.
Schrieb smash-mag und beschrieb Roths “Kleine Freiheit” — hier zu hören — als
eben jene, die man genießt, wenn man morgens, noch unbefleckt von Stress und Pflicht, auf seinem Balkon die erste Tasse Kaffee des Tages genießt und dabei seinen Träumereien nachgeht.
Das trifft es ganz gut, gesetzt den Fall, man wohnt mit Balkon. Auch das Musik-Blog von ZEIT.de hat Roth — “studierte in Leipzig und New York”, fürs ZEIT-Publikum darf dieser Hinweis nicht fehlen — hat sich Gedanken gemacht, warum diese Art Minimalismus so poetisch klingt:
Wenn das Klavier keine Struktur vorgibt, dann tun es die wenigen anderen Klänge, die elektronisch sein könnten oder vielleicht auch nur so wirken. Es sind musikalische Meditationen, die aber niemals in die Beliebigkeit von New-Age-Gewimmer abdriften. Es sind musikalische Träume, die es nicht nötig haben, die im aktuellen Dream Pop so beliebten Codes wie schlierige Synthies oder schläfrige Stimmen zu benutzen.
Was dazu führt, dass Roth seine Musik nie in Weinerlichkeit kippen lässt, er kommt ohne diese abnervende Selbstbezüglichkeit aus, die immer dann entsteht, wenn jemand vom eigenen Moll weggeschwemmt wird. Roths Moll ist aber nicht in sich selber verknallt, auch bedeutungsschwerst tut das alles nicht, und eben das ist das Glück dieser Musik.
» Hier ein glücklich regnender Regen: Jan Roths “Regen” auf Soundcloud.de.
» wie immer Sonntag, wie immer 19 Uhr, wie immer nur 10 Euro
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